Übersicht beim Gebrauchtwagenkauf


Die Tipps und Hinweise in dieser Übersicht basieren auf Erfahrungswerten 
von GS/A Freunden und von mir sollen bei einer  Gebrauchtwagenbesichtigung als Orientierung dienen.
Darin liegt also kein Anspruch auf Vollständigkeit.
Sollte Dir ein wichtiges Thema fehlen, dann schreib mir bitte, ich werde die Übersicht ergänzen!

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Der allgemeine optische Gesamteindruck läßt auf den Pflege- und Wartungszustand eines Fahrzeugs schließen und trifft auf alle Fahrzeuge zu:  Beulen, blasser Lack oder Lackkratzer, Kantenrost etc. sowie Steinschlagbefall im Frontbereich. Auch die Abnutzung der Pedalgummis lassen auf eine warscheinliche Laufleistung schließen.

GS/A spezifisch fange ich mal vorn an:

Kühlergrill:
Durch Aushärtung und häufiges Aus- und Einbauen brechen die Befestigungslaschen (GS unten gesteckt, GSA geschraubt) des Grills gern ab. Die Ersatzteilbeschaffung ist eher schlecht, besonders beim GS 1. Serie (1970 bis 1973 Wabengrill).

Stossfänger:
Die GS Metall-Stoßfängerteile (VA) sind (falls nicht super gepflegt) meist voller kleiner Schrammen und Beulen. Einige kleine "Verletzungen" lassen sich eventuell herauspolieren, Beulen sind eher schwer zu entfernen und müssen gegen Neuteile ersetzt werden, welche gelegentlich noch neu angeboten werden.

GSA Stoßfänger (Plastik) neigen zum Ausbleichen und und können durch Nachbesserung eher nur vorübergehend wieder in den Originalzustand aufpoliert werden. Die Spoilerlippen rechts und links unter dem Stoßfänger sind meist recht ramponiert oder fehlen komplett.
Ersatz dafür gibt es selten im "Gebrauchtzustand". Neu, falls vorhanden, nur noch aus Privatbestand.





 

Die Gläser der Scheinwerfer neigen dazu, sich vom Blechträger von unten her zu lösen.
Zu spät bemerkt, leiden die Reflektoren sehr darunter und so ein Glas kann dann beim starken Bremsen schon mal verloren gehen.
Dieses Problem ist mit Karosseriekleber leicht zu beheben.
Bitte die alte Dichtmasse vorher restlos entfernen.



Auch im Motorraum geben Hydraulikflüssigkeitsstand und farblicher Zustand (grün ist gut, schwarz ganz schlecht) sowie Motorölstand und Zustand des Öls Auskunft über Wartung und Pflege. Ganz interessant ist auch der Verschmutzungsgrad des Luftfilters, dessen Austausch doch häufig vernachlässigt wird. Dann eine Durchsicht der Hydraulikdruckleitungen auf Korrosion und der drucklosen Schläuche auf Porösität sowie feuchte Stellen, welche auf schon überalterte Schläuche oder undichte Schlauchverbindungen schließen lassen.

Zahnriemen:
Leider sind die Zahnriemen nicht ohne weiteres (hinter dem Gebläsekasten) einsehbar, eine Frage nach dem Letzten Zahnriemenwechsel lohnt aber allemal.
Auch wenn ein Riemenwechsel werksseitig erst alle 80.000 km (frühe GS 60.000 km, siehe Betriebsanleitung) erfolgen soll, unterliegt Gummi aber einem ganz normalen zeitlichen Alterungsprozess, wird spröde und reißt, welches sich zwangsläufig zerstörerisch auf Nockenwelle, Kipphebel und Ventile auswirkt.

Ölverlust/Undichtigkeit am Ventildeckel oder Ölrücklaufrohr!
Öltropfen unter dem Ventildeckelrand (Ventildeckeldichtung) oder am Nocken unterhalb der unteren Ventildeckel (Ölrücklaufrohrdichtung).
Dies ist wohl nur mit einem kleinen Spiegel einsehbar.
Tipp zur Reparatur der Rücklaufrohre.
 


Öltropfen am Nocken des Rücklaufrohres:

Rücklaufrohr undicht.


Öltropfen am unteren Ventildeckel:

Ventildeckeldichtung undicht.


Eine Kontrolle kann nur mit einem Spiegel gemacht werden.

Vorsicht, der Auspuff kann sehr heiß werden.

 

Mögliche Ölflecken
unterhalb der Benzinpumpe (defekte Flanschdichtung oder Pumpenmembrane).





Unter dem Verteiler (Verteilerwellendichtung)
oder der Simmerring im Sockel.

Zustand der Heizschläuche kontrollieren: Der linke (lange) Schlauch ist gelegentlich noch im Handel zu bekommen,
von dem Rechten ist zur Zeit nur die ET.- Nummer erhältlich. :-))

Eine Alternative zum kurzen, rechten Heizungsschlauch ist der der Heizungsschlauch aus dem 2 CV (Ente). Dieser Schlauch muss nur auf GS/A-Länge angepasst werden und am oberen und unteren Rand ca. 1,5 cm vom inneren Schaumstoff befreit werden, dann passt er in den GS/A.

Vergaser:
Der optische Allgemeinzustand sollte sauber sein, bei hoher Verschmutzung – Undichtigkeiten. Bei großer KM-Leistung und häufigem Vergaserausbau wird dieser gern zu fest verschraubt und wölbt sich. Folge: Der Vergasersitz wird undicht (unruhiges Standgas) und muß geplant werden. Ebenso kann die Drosselklappenwelle bei hoher KM-Leistung ausschlagen und der Vergaser zieht hier Nebenluft, ruhiges Standgas kann kaum noch eingestellt werden. Vergaserersatzteile sind eher schlecht zu bekommen und wenn, dann teuer.  Sollte es während der Fahrt (oder Probefahrt) im Innenraum nach Benzin riechen, bitte lest den Kommentar zum Thema "Benzingeruch".

 

Sind die Benzinleitungen schon sehr lange im Einsatz,
   sollten sie spätestens nach dem Autokauf aus Sicherheitsgründen ersetzt werden.
Die Schläuche werden hart, brüchig und undicht.
   Mit ausgehärteten Benzinschläuchen liegen leider sehr unschöne Erfahrungswerte vor.



Am Ölkühler, der selten defekt ist, neigen die Dichtungen dazu ihren Dienst zu versagen. Meist sind das genau die Öltropfen unter dem Motor, die keiner sichtbaren Leckage zuzuordnen sind.

Auch der Öldruckschalter (rechts neben dem Ölfilter) wird gern undicht. Ist er sichtlich feucht oder unter der Plastikkappe verölt, muß er ersetzt werden. Er ist nicht reparabel, weil vernietet. Ersatzteilversorgung gut.

Die Hydraulikpumpe selbst (motorfrontseitig unten rechts, leider hinter dem Gebläsekasten) ist sehr langlebig, ich habe kaum von Problemen damit gehört. Die vor der Pumpe sitzende Ansaugmanschette (T-Form) ist allerdings ein häufig nachgefragtes Ersatzteil. Ersatz gibt es inzwischen wieder gut.

Die Bremsscheiben vorn unterliegen durch ihre Dimension keinem hohen Verschleiß und sind meist, auch bei recht hoher KM-Leistung, noch zu gebrauchen, neigen allerdings gelegentlich zur Unwuchtigkeit (Vibration beim Bremsen).    Der vordere Bremsscheibentausch setzt dann im Normalfall den Ausbau des Motors voraus.

Bei hoher KM-Leistung sind ausgeschlagene Antriebswellen keine Seltenheit (Vibration während der Fahrt). Der Austausch ist für geübte "Schrauber" nicht problematisch, dauert allerdings etwas Zeit. Ersatz gibt es aufbereitet im Austausch, allerdings selten neu.

Antriebswellenmanschetten radseitig gehen eher kaputt als getriebeseitig!
Die Ersatzteilversorgung ist gut und passt auch vom 2CV.

Allgemeiner Rostbefall im Motorraum,
insbesondere unter der Batterie und an den unteren Anlageflächen der seitlichen Stehwände zum Unterzug (unterer Teil der Frontschürze).

Im Innenraum:
GS/A typisch ist natürlich der Verschleiß der Polsterung zu beachten. Die Sitze, besonders vorn und insbesondere der Fahrersitz, sind oft „durchgesessen“. Die Aufpolsterung ist machbar. Der überdehnte Stoff, wenn er  nicht schon eingerissen ist, wirkt recht unansehnlich.
 

Ist der Stoff, meist hinten in den oberen Lehnenbereichen, allerdings schon durch die Sonne (ultraviolette Strahlen) stark ausgeblichen
(allgemein übliches Problem von Cit. Modellen dieser Baujahre), hat bereits ein Zersetzungsprozess eingesetzt, welcher nicht mehr zu stoppen ist.
Folge ist die Auflösung des Stoffes. Gelegentliches Absaugen entfernt den Staub! :-))

 

So sieht ein angehender Zersetzungsprozess des Stoffes aus.

Und kann dann so enden

Neue, modelltypische Stoffe sind teilweise noch zu bekommen, allerdings nicht auf dem Schnäppchenmarkt!
Für die vorderen Sitzpolster gibt es Ersatz, aber auch das Aufpolstern ist notfalls sehr einfach.


 

Ähnliche Sonneneinwirkungsprobleme gibt es auch beim GS und GSA Lenkrad. Diese trocknen aus, werden spröde und rissig und lösen sich dann an der Oberfläche auf. Ersatz ist eher schlecht zu bekommen.

Beachtung finden sollte auch der Kofferraumdeckel des GSA. Meist auch von der Sonne gebleicht und nicht selten mit defektem Rollo. Ersatz findet sich auf dem Markt eher schlecht, eine Reparatur erfordert Ausdauer und Fingerspitzengefühl. Siehe Kofferraumdeckel GSA.

Besonders rostgeplagt ist das doppelte Bodenblech im Bereich des Fahrer- und Beifahrerfußraumes. Langjähriges Auslegen des Fußraumes mit Gummischmutzmatten haben sich da überhaupt nicht bewährt, das Kondenswasser kann dann nicht entweichen.

Unter dem Teppich befinden sich auf das Blech aufgeklebte Bitumendämmmatten, welche natürlich nicht angehoben werden können, schade, denn darunter hat sich sehr oft der Rost schon festgesetzt.

Kann der Teppich zumindest angehoben werden, wird ein kleiner Teil des doppellagigen Blechs, in dem Ausschnitt der Verschraubung des Fahrschemels einsehbar. Ist hier Rost zu sehen, geht es zwischen den Blechen Richtung Sitz vermutlich weiter


 



Hier hilft vielleicht noch eine Hohlraumkonservierung
 


Hier hilft nur noch ein neues Einschweißblech
 

 

Im Kofferraum sind bei GS und GSA die seitlichen Stehwände im Bereich des Kofferraumbodens, direkt hinter dem
Rücksitz, besonders zu beachten.

Hier sitzt von außen im Radkasten eine Stabilitätslasche, hinter der sich
Feuchtigkeit und Dreck ablegen.
Folge ist die Durchrostung von außen nach innen in den Kofferraum.
Nur zu erkennen, wenn man den aufgeklebten Stoff der Stehwände von unten her abhebt.

 

Gummimatten zum Schutz des Teppichs im Kofferraum auszulegen,
ist eher eine schlechte Entscheidung.
Die Luft kann nicht mehr zirkulieren.
 


Das Rollo der Kofferraumabdeckung im GSA hat bei häufiger Nutzung erhebliche Abnutzungserscheinungen im Stoff, auch die Ausziehmechanik leidet üblicherweise an Ausfallerscheinungen.

Laut Reparaturanleitung ist das Instandsetzen dieser Mechanik möglich, allerdings sind daran schon einige Profis gescheitert. Geduld und ruhige Finger sind hier notwendig. Ersatz ist eher selten.

Die Heckklappen sind im doppelwandigen Bereich durch Feuchtigkeit, natürlich besonders an der Unterkante, sehr rostanfällig.


 

GSA Heckklappen sind zusätzlich im Bereich unter der Gummilippe sehr rostanfällig. Bei geöffneter Heckklappe, die Gummilippe nach unten drücken, um den Sitz einzusehen. Sind knirschende Geräusche zu hören, hat dieser Teil den Neuzustand bei weitem überschritten.

                                                                                               Bild 1:  421 = 42. Woche 1981    
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Bereifung:
Meist ist die Profiltiefe der Reifen noch sehr gut, weil wenig gefahren und wenn es um Michelins geht, ist die Abnutzung der Reifen eher gering. Problematisch ist das Alter der Reifen. Überaltert werden die Reifen spröde    (Haarrissbildung in den Seitenwänden) und härten aus.  
Die Folge sind sehr schlechte Fahreigenschaften,    insbesondere in kalten Jahreszeiten und auf nassen    Straßen, der Bremsweg wird länger und länger.



                                                                                             Bild 2:  029  =  02. Woche 1999   
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Bitte unbedingt auf das eingelassene Herstellungsmerkmal (DOT Nummer) achten.
Sollte eine Reifenneuanschaffung nötig sein, gibt es einerseits die Alternative zwischen Michelins (im Oldtimerhandel) und preiswerteren "Fremdfabrikaten" zu wählen. Letztere haben sich, aus eigener Erfahrung, durchaus auf dem GS/A bewährt. Und andererseits gibt es die Möglichkeit, neben der originalen Größe „145 R 15“, auf die werkseitig eingetragene Größe „155 R 15“ (Auslieferungszustand beim GSA Pallas/DDR Zulassung) oder „155/70 R15 78S“  und  „155 R15 82S“ (siehe Unbedenklichkeitsbescheinigung) zu wechseln, welches keine nachteiligen Auswirkungen auf die Fahreigenschaften hat. Inzwischen liegt mir allerdings auch eine Eintragung beim GSA für die
Reifengröße 165/65R15 76S vor.

Zur Orientierung der Lage einzelner Ersatzteile werden die Seiten Microfilm 1975 für den GS und Microfilm 1979 für den GSA eine Hilfe sein. Zu erwähnen ist auch der Kleinanzeigenmarkt.

Zur preislichen Gestaltung des GS/A Gebrauchtwagenmarktes möchte ich hier keine spezifischen Angaben machen.  
Dies regelt der Markt von Angebot und Nachfrage ganz allein.

Einerseits ist die Fluktuation der Fahrzeuge nicht groß genug um hier einen Preisspiegel festmachen zu können, andererseits kann jeder selbst mögliche Reparatur- oder Restaurationskosten kalkulieren. Es gibt ja auch die Möglichkeit, einen guten Gebrauchten preiswert einzukaufen und ihn dann ohne Restauration, mit den notwendigen Reparaturen, einfach nur zu fahren. Über die zu erwartenden Kosten einer Vollrestauration wird Peter Völkel gern Auskunft geben. Auch bei Problemen mit dem C-Matik Getriebe ist Peter der richtige Ansprechpartner.

Der GSA, der heute in der Unterzahl zum GS steht, wird preiswerter gehandelt als der GS und die derzeitige Feinstaubregelung wird dem GSA preislich nicht entgegenkommen, weil er für die "Roten Kennzeichen" noch zu jung und mit fehlendem KAT in der Steuer zu teuer ist. Bitte lest auch die neuesten Infos zum Thema Katalysatornachrüstung am Schluß der GS/A Chronik.

Der Gebrauchtwagen- oder auch Liebhaberpreis für GS/A wird meiner Meinung nach immer individuell bleiben.   Ein Grund dafür dürfte sein, daß der GS/A eher ein Gebrauchs- und  kein Prestigefahrzeug ist, wie es beispielsweise beim DS der Fall ist.  Betrachtet man sich hier die Herstellungszahlen:

  
                                                                 GS/A = 2.474.504  Stück von 1970 bis 1986
  
                                                                   DS/ID = 1.330.755  Stück von 1955 bis 1975

und bedenkt, daß es heute insgesamt weniger GS/A als DS/ID  gibt, so ist der GS/A auf dem Gebrauchtwagenmarkt unterbewertet, oder andere Modelle möglicherweise überbewertet!?   

 GS/A Statistik!